Die IVZ berichtete:

Bunter und fröhlicher Karneval ist grenzenlos
Mehr als 10000 Närrinnen und Narren feiern endlich wieder mit einem großen Umzug die fünfte Jahreszeit
Von Heinrich Weßling



OBERSTEINBECK Petrus war am Sonntag in Obersteinbeck eindeutig Karnevalist: Bei blauem Himmel, Sonnenschein und schon fast frühlingshaften Temperaturen standen mehr als 10000 Jecken beim Umzug des Obersteinbecker Carneval Vereins (OCV) an den Straßenrändern. Seit 1982 ist der Karnevalszug am Sonntagnachmittag das Markenzeichen der Obersteinbecker Narrenschar.
Sowohl die Menschen in den unterschiedlichsten Kostümierungen als auch die Narren auf den Wagen sowie die Fußgruppen im Zug sorgten für prächtige Stimmung. Und für die Kinder gab es wieder reichlich Popcorn, Kamelle sowie andere Süßigkeiten und Fruchtbonbons. Da waren die mitgebrachten Taschen und Rucksäcke schnell bestens gefüllt.
Endlich wieder ein Karnevalsumzug in Obersteinbeck. Endlich wieder feiern. Denn der OCV musste nicht nur wie alle anderen Karnevalsvereine der Region während der Corona-Pandemie pausieren. Wegen des stürmischen Wetters im Februar 2020 musste der Umzug seinerzeit kurzfristig abgesagt werden. So mussten die Obersteinbecker und die zahlreichen Narren aus den Nachbarorten vier Jahre warten, bis endlich wieder Karnevalswagen durch die Ortschaft rollten und Kamelle durch die Luft flogen.
Trotz der Enttäuschung über die witterungsbedingte Absage damals und die folgende Coronazeit ließen die Jecken nicht locker und blieben stets zuversichtlich. Motto: „Der nächste Umzug kommt.“ Und so kam es dann auch: 2023 ging es wieder in vollen Zügen und mit grenzenloser Begeisterung über die Hörsteler Straße. 41 Einheiten, davon zehn Fußgruppen und 31 Wagen mit fast 1000 Jecken besetzt, hatten sich auf den Weg gemacht. Hinzu kamen noch zwei Spielmannszüge.
Zu den größten Gruppen zählte die KLJB aus Hörstel mit 120 Karnevalisten. Seit 2015 ist die Landjugend aktiv beim Karneval dabei. Ihr Thema: Die Entsorgungsfirma Grolle habe die fünfte Jahreszeit in Hörstel gerettet. Damit ist die Müllabfuhr beliebter als die Stadtverwaltung, machten sie ihrem Ärger über die mühsame Suche nach einem Standort für das Festzelt dort wie schon am Tag zuvor beim Umzug in Hörstel Luft. Die Mitglieder der Landjugendverbände aus Venhaus, Altenrheine, Ibbenbüren und Mettingen sowie Schale waren alle mit einer sehr starken Mannschaft und einem Wagen im Zug vertreten. Spielmannszüge aus Dreierwalde und Hörstel sorgten für die musikalische Begleitung. Und dass der Karneval schon längst über die Landesgrenze nach Niedersachsen gekommen ist, dürfte seit Jahren hinlänglich bekannt sein. Rund ein Drittel der Aktiven im Zug und der Gäste waren aus dem benachbarten Bundesland nach Obersteinbeck gekommen. Menschen aus Beesten, Venhaus, Spelle und Schapen zeigten, dass das närrische Treiben keine Grenzen kennt.
Die „Jordanschwalben“ aus Recke und die Obersteinbecker „Kerker-Truppe“ hatten als Thema für den Umzug Inflation und Preissteigerung ausgewählt. Letztere Gruppe hatte sich mit den Bierpreisen auseinandergesetzt. „Damit wir uns nicht nochmals spalten, müssen wir den Bierpreis halten“, lautete ihr Motto. Närrisches Fazit: Dass die Preise für Gas und Strom mächtig gestiegen seien, stehe außer Frage. Doch das Schlimmste sei die Getränkesteuer.
Als „Sträflinge“ hatten sie seinerzeit angefangen: Jetzt traten die „Rolincknarren“ nach 40 Jahren aktivem Wagenbau mit dem Motto „Sesamstraße“ ab. Ihren aktuellen Wagen, den sie vor drei Jahren neu gebaut hatten, gaben sie in gute Hände an eine Obersteinbecker Jugendgruppe weiter, um den Karneval auch weiterhin zu unterstützen. Eine Wiederkehr zum Obersteinbecker Umzug sei jedoch nicht ausgeschlossen, sagten einige Mitglieder. Dann wollen die „Rolincknarren“ aber als Fußgruppe dabei sein. Wer einmal vom Karnevalsvirus infiziert ist, kommt immer wieder.